Projektdetails
„Linien müssen fließen!“
Dieser Leitspruch des DB-Chefarchitekten Marc Ulrich aus dem Jahr 2011 prägt das neue Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs in Münster. Der 2015 verstorbene Planer hat zahlreichen Bahnhöfen ihr charakteristisches Gesicht gegeben. In der westfälischen Universitätsmetropole ist die großzügige Glasfassade als elegant geschwungener und transparenter Blickfang tatsächlich zu einer echten Visitenkarte der Stadt geworden.
Einladend, hell und gut strukturiert präsentiert sich den Reisenden die neue Empfangshalle auf der Westseite des Hauptbahnhofs Münster. Der Neubau integriert den bestehenden, seitlich anschließenden Altbau mit Lochfenstern aus den 1950er Jahren, modernisiert und erschließt alle Gebäudeteile über eine große Mittelhalle. Diese bildet das Herzstück. Rund 76 Millionen Euro investierte die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben am Standort, davon rd. 40 Millionen Euro in die Gebäude. Fast 70.000 Menschen frequentieren den überregional bedeutsamen Verkehrsknotenpunkt Münster an jedem Tag. Sie genießen nun allen Komfort moderner Infrastruktur, den typischen Mix aus Einzelhandel, Schnellgastronomie und Dienstleistungen in aufgeräumt urbaner Umgebung. Zudem gibt es flexibel nutzbare Büro- und Lagerflächen im 3. Obergeschoss.
In Münster verlaufen die Gleise der Deutschen Bahn in Hochlage, sie trennen den historischen Stadtkern im Westen von den Quartieren östlich der Trasse, so kommt dem neuen Empfangsgebäude auch eine verbindende Funktion auch als ebenerdiger Durchgang zu. Die Ostseite des Bahnhofs wird aktuell ebenfalls neu gestaltet.
Fließende Linien in langen Fensterbändern
Das westliche Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs Münster ist ein Stahlbetonskelettbau mit einem Stützenraster von 8,40 Meter. Aus der historischen Altstadt kommend zeigt der Neubau eine Glasfassade von fließender Anmutung in beeindruckenden Dimensionen: 150 Meter lang und bis zu 12 Meter hoch. Die Detailplanung stammt vom Stuttgarter Architekturbüro Werner Sobek. Indem die Fassade an Haupt- und Nebeneingang hinter die Stützen zurückschwingt, entstehen eindeutig erfassbare Eingangssituationen und Wegebeziehungen in die Halle, zum Dienstleistungsbereich der DB, der sich im integrierten Bestandsgebäude bündelt, und zu den Bahnsteigen. Die zu den Gleisen orientierte Fassade nimmt das Thema „fließende Linien“ in ihren langen Fensterbändern auf, die sich an die gläsernen Fassadenflächen oberhalb der Fußgängerpassagen in weichen Bögen anschließen. Ein weiteres Highlight der lichtdurchfluteten Halle bildet ein 110 Meter langes und 4,1 Meter breites Oberlicht in der Dachkonstruktion.
Preisgekrönte Glasfassaden
Der gesamte Metallbau von der Ausführungsplanung bis zur Umsetzung sowie die Herstellung der verbauten Gläser lag in den Händen der zu Arnold Glas (Remshalden) gehörenden Hunsrücker Glasveredelung Wagener GmbH & Co. KG (Kirchberg). Deren Arbeit an diesem Objekt würdigt ein Sonderpreis im Wettbewerb der ISOLAR Gruppe 2018.
Pfosten-Riegel-Fassaden aus Aluminium und Stahl bilden die Außenhaut des Neubaus. Deren einheitlich fließende Gestaltung trotz Systemwechsels verwirklicht jene Entwurfsidee, wie sie der Architekt Marc Ullrich schon im Jahr 2011 schwungvoll skizziert hatte. Der aufmerksame Betrachter wird die größeren Dimensionen der Glaselemente in der Stahlfassade bemerken. Der größere Gesamtanteil (rund 65%) der Außenhaut des Neubaus bestehen aus WICTEC 50 Elementen des Aluminium-Systemhauses WICONA. Die großflächigen Eingangsbereiche, die Glasfassaden oberhalb der Durchgänge zu den Gleisen sowie die Fassaden zum Halleninneren und das Dach einschließlich Oberlicht sind Stahlkonstruktionen.
Sonderkonstruktion WICTEC 50
Als technisch anspruchsvolles und wesentliches gestalterisches Detail fallen die großflächig gebogenen Elemente der Aluminium-Glas-Fassaden ins Auge. Es handelt sich um Sonderkonstruktionen des WICONA Fassadenprofilsystems WICTEC 50 mit seiner schlanken Ansichtsbreite und großen Auswahl an Profilgeometrien. Auf der Westseite wurden zusätzlich bodentiefe Öffnungselemente des Fenstersystems WICLINE 75 evo mit Französischen Balkonen aus Glas sowie Türen des Systems WICSTYLE 75 evo integriert. Konstruktionen des Systems WICLINE 75 evo bilden außerdem die langen gebogenen Fensterbänder in der Ostfassade zu den Gleisen. Es ist tägliche Praxis, dass WICONA „seine“ Bauvorhaben intensiv begleitet. Die Abstimmung zwischen Systemhaus und Metallbau-Unternehmen war eng, so die Verantwortlichen der Hunsrücker Glasveredlung Wagener. Nach besonderen Herausforderungen befragt, wird die Logistik bei der Montage der Fassadenelemente hervorgehoben – bei den beengten Platzverhältnissen und teilweise laufendem Reisebetrieb keine leichte Aufgabe.
Die gläserne Westfassade kommt ohne außenliegende Sonnenschutzeinrichtungen aus. Sie ist mit entsprechend leistungsfähigem Sonnenschutzglas (ISOLAR SOLARLUX) ausgestattet, das gleichzeitig viel Licht ins Innere transportiert. Sonnenschutzgläser dieser Marke bilden die Fensterbänder und Verglasungen an der Ostfassade und in der Dachkonstruktion. Alle Fassadengläser erfüllen die höchsten Sicherheitsanforderungen hinsichtlich des Personenschutzes.