Nachhaltig begeisternde Fassadenwelt
2022-04-28

Architekten und Planer zeigen herausragende Projekte beim 5. International NEXT Facade Summit


Bei der mittlerweile 5. Auflage des „International NEXT Facade Summit“ drehte sich am 26. April 2022 alles um die Herausforderungen bei der Planung und Realisierung von Fassadenprojekten in Deutschland und aller Welt. Wie lassen sich außergewöhnliche architektonische Entwürfe unter Berücksichtigung technischer und lokaler Gegebenheiten vor Ort verwirklichen? Diese und weitere Fragen beantworteten führende Köpfe aus renommierten Architektur- und Planungsbüros bei der Livestream-Übertragung aus dem NEXT Studio by WICONA + Partners.

Fassaden als Gesicht der Architektur


Den Start machte Torben Østergaard – geschäftsführender Partner bei 3XN in Kopenhagen – mit einem beeindruckenden Vortrag über herausragende Projekte und Arbeitsweise des international renommierten Büros. Das 3XN-Credo beschrieb der Referent wie folgt: „Die Fassade ist das Gesicht eines Gebäudes. Sie versteht sich als ein architektonischer Körper, der unsere Ideen von Raum, Gestaltung und Komfort bzw. Nutzervorteilen verbindet. Wie dies in der Praxis genau aussehen kann, erläuterte Torben Østergaard unter anderem am Headquarter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne. Der mit einer dynamisch geschwungenen Fassade realisierte Gebäudekomplex bietet maximale Transparenz und fügt sich in die grüne und historisch gewachsene Umgebung harmonisch ein. Für das in exponierter Lage am Hauptbahnhof von Berlin geplante würfelförmige Bürogebäude „Cube“ planten die  Architekten eine außergewöhnliche Fassadenlösung mit geneigten Glasscheiben. Diese bilden – direkt vor dem dreifachverglasten thermischen Abschluss montiert –  quasi eine zweite Gebäudehülle. Beim Projekt „Quay Quarter Tower“ in Sydney übertrugen 3XN ihr Know-how auf den Hochhaus-Bau und teilten das Gebäude in fünf Volumen auf, die aufeinanderstapelt sind und sich um die Mittelachse drehen. 

Transparente und nachhaltig zukunftsgerechte Architektur


Oliver Franke – Associate und Head of Building Envelope beim Berliner Architekturbüro HENN – stellte zunächst die Philosophie seines Teams bei Entwicklung und Planung maßgeschneiderter Fassadenlösungen vor. Dabei gehe es immer um die gelungene Verbindung von Fassadendesign und technischen Komponenten. Veranschaulichen konnte Oliver Franke diese Herangehensweise an einer Reihe bemerkenswerter Projekte des Büros. Beim futuristisch anmutenden Merck Innovation Center (Darmstadt) zum Beispiel war höchste Transparenz und Offenheit eines der Hauptmotive. Die Räume im Innern gehen über Geschosse hinweg und verschmelzen so miteinander. Auch an der geschwungenen Fassade zeigt sich dieses Konzept – hier wechseln sich transparente, transluzente und opake Flächen ab. Ein weiteres Highlight: das Brainergy Hub – ein innovativer Wissenschaftscampus in Jülich. Dieser besteht aus verschiedenen Gebäuden, die gemeinsam ein „Energie-Netzwerk“ bilden. Jedes Gebäude erzeugt und speichert Energie. Im zentralen „Hub“ findet ein permanentes Energie-Monitoring statt. Ein zukunftsweisendes Konzept.

Form follows Well-being


Ist es möglich, ein „Human-centered facade design“ zu realisieren? Diese provokante Frage stellte Timo Schmidt zu Beginn seines Vortrags. Die Antwort gab der Fassadenplaner des Architektur- und Ingenieurbüros Werner Sobek (Stuttgart) und Professor für Fassadentechnik und -design an der Hochschule Augsburg direkt im Anschluss anhand einer Projektpräsentation zum Wasl-Tower – einem  spektakulären Hochhauskomplex in Dubai. Ziel sei es von Beginn an gewesen, das Gebäude „Good for the people and good for the enviroment“ zu planen. Dabei wurden für den Nutzer zentrale Kriterien wie Tageslicht, Durchsicht nach draußen und akustischer Komfort in den Fokus gestellt. Auf der Basis dieser menschlichen Bedürfnisse wurde schließlich die Fassadenlösung entwickelt und so maximales „Well-Being“ erreicht – und das alles im Kontext enormer bauphysikalischer Herausforderungen und extremer Witterungs-einflüsse in dem Wüstenstaat.

Behutsame Sanierung unter Denkmalschutz-Bedingungen


Die harmonische Verbindung von bestehenden architektonischen Strukturen und moderner sowie nachhaltiger Neuinterpretation ist für Holger Meyer vom Büro holger meyer architektur (Frankfurt) ein zentraler Antrieb seiner Arbeit. Ein gelungenes Beispiel dazu ist die Revitalisierung des ehemaligen Commerzbank-Hochhauses „Global Tower“ in Frankfurt. Zentrale Herausforderung dabei: Die behutsame architektonische Überführung der Proportionen des Gebäudes in die Moderne unter Beachtung des Denkmalschutzes. Die Lösung: Eine zukunftsgerechte Doppelfassade, bei der die innere Schicht als Klimahülle die technischen, funktionalen und energetischen Funktionen übernimmt, währen die außenliegende Haut die Flächigkeit der Originalfassade aus den 1960er Jahren nachbildet.

Komplexes Fassadendesign mit vielen Facetten


Zum Abschluss berichtete Simone Starnini in seiner Funktion als Head of Facade Engineering bei Sir Robert McAlpine (London) über die Planung und Realisierung des Bauvorhabens Francis Crick Institute. Bei dem beeindruckenden Gebäude – es gilt als größtes biomedizinisches Forschungsinstitut in Europa – ging es vor allem um die Verbindung einer herausfordernden architektonischen Gestaltung mit einem komplexen Fassadenentwurf. Das anspruchsvolle Fassadendesign sah unterschiedlichste, Konzepte und Werkstoffe vor. Von großflächigen Verglasungen über vorgehängte Terracotta-Elemente und einen vertikalen Sonnenschutz bis zu opaken Bereichen und fassadenintegrierten Photovoltaik-Elementen. Hier seien die intensive Zusammenarbeit und die frühzeitige Einbindung aller Partner – Planer, Hersteller, Fassadenbau-Unternehmen – der Schlüssel zum Erfolg gewesen, so der Referent.

Gesamte Veranstaltung auf YouTube ansehen


Die Aufzeichnung des Events ist unter www.youtube.com/watch?v=4_QMSe0FpCI oder über den Kanal des NEXT Studio by WICONA + Partners) auf YouTube abrufbar.

Weitere Informationen unter www.next-studio.de

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